Tag 5: Lodz-Grodzisk Masowiecki

Während in Schlesien keine Tierhaltung zu riechen war und es auch viele Brachen mit Kanadischer Goldrute, Beifuß, Gäsern und sonstiger Pflanzenbevölkerung zu sehen gab, sind die Flächen in Großpolen offensichtlich intensiver genutzt. Hier ist auch der Mais nicht so vertrocknet und es duftet hier und da ordentlich nach Vieh. Die Dörfer wirken weniger verlassen und je weiter man nach Osten kommt, umso schicker werden die Siedlungen in begehrter Lage. Das wird wohl mit dem Großraum Warschau zu tun haben, aber auch im Speckgürtel von Lodz häufen sich neue Häuschen und adrette Vorgärten. Groß baut fast niemand, aber kein und fein ist öfters anzutreffen.

Der Weg aus Lodz heraus ist mühsam, viel Verkehr auf Bundesstraßen und in der Landschaft angekommen gibt es einige Höhenmeter zu bewältigen. Dafür entschädigt die Mühe herrliche weite Landschaften. Schon nach 40 Kilometern ist eine längere Mittagspause fällig. Da ist es schon um drei.

Ich hatte, als ich in Lodz ankam, die nächsten Streckenabschnitte noch nicht im Detail geplant und noch keine Unterkünfte gebucht. Ich habe mich entschieden, in Warschau nicht zu übernachten und lieber noch etwas Stecke zu machen. Vielleicht nehme ich aus Warschau heraus auch nochmal den Nahverkehr, um dem dichten Autoverkehr zu entkommen. Und den Bordsteinen auf den Radwegen.

Wer hat eigentlich den Bordstein erfunden? In Polen gibt es (zumindest auf meiner bisherigen Strecke) erstaunlich viele Radwege in den Ortschaften. Leider sind immer wieder hohe Bordsteine zu überwinden, wie bei uns auch. Am Abend bin ich jedenfalls ganz ordentlich über einen scharfkantigen zu hohen Bordstein gebrettert. Es war zu spät zum Bremsen. Morgen muss ich meine Speichen mal durchzählen, ob die noch alle ok sind. Der Kettenwerfer auf das große Ritzel tut es auch nicht mehr. Da muss ich nachjustieren. Kettenöl gab es in Lodz, in einem Radladen in der Nähe der Philharmonie. Spätestens in Bialystok ist etwas Wartung nötig.

Die letzten zwanzig, dreißig Kilometer gingen leicht bergab, die Wege waren sehr gut. Mit dem Ziel in Sicht macht das dann einfach nur noch Spaß. Mit dem letzten Licht der Dämmerung kam ich zwanzig vor neun und nach 109 Kilometern im Hotel Norbit in Grodzisk Masowiecki an. Das Städtchen ist schon an den Nahverkehr im Großraum Warschau angeschlossen.

Meine Buchung war im Hotel irgendwie nicht angekommen und die Rezeptionistin sprach weder Deutsch noch Englisch. Aber mit etwas Geduld war die Übernachtung geregelt. Der Tag endet mit Planungen für Warschau und ein paar Notizen hier.

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