Von Saint-Raphaël nach Pertuis

Donnerstag, 31. August. Mein Wahoo-Navi machte heute Probleme. Ich war kurz davor auf Plan B umzusteigen, eine Analog-Karte von der Tanke. Dazu kam es aber glücklicherweise nicht.

Im Hotel in Saint-Raphaël hatte ich nur 3G und arbeitete vor allem mit dem WLAN des Hauses. Der Empfang war auch nicht sehr gut. Gestern Abend schien das Navi „eingeforen“ zu sein. Ich startete neu. Bis auf grün blinkende LED passierte aber nichts. Ich schlug im Handbuch nach, wie ein Reset funktioniert und setzte das Gerät zurück. Es startete wieder, ich bekam aber keine Provence-Karte geladen. Ich hatte das in Italien vergessen vorzubereiten und war gestern ohne Karte, nur mit der Wegführung gefahren. Das fühlt sich nicht gut an, wie eine Blindfahrt. Meine Hoffnung war nun, dass ich über mein Mobilfunk-Netz mit besseren Empfang am Stand die Karte laden könnte. Das funktionierte aber auch nicht. Ich beschloss, mich wie gestern nur mit den schwarzen Pfeilen auf dem Display navigieren zu lassen. Schließlich war es schon halbzwölf als ich nach Pertuis aufbrach.

Die Etappe führte mich heute durch die so genannte „Grüne Provence“, den Luberon, vorbei an vielen Weingütern, den Chateaux. In Lorgues startete das Navi neu und stellte das Tracking wieder her. Ich musste die Route neu laden und versuchte es noch einmal mit dem Laden der Provence-Karte. Ich fuhr zu einem Supermarkt und machte erst einmal Mittagspause. Ich war dehydriert. Nach der Pause war die Straßenkarte geladen. Es konnte weitergehen. Allerdings hat das Gerät die Route von Lorgues nach Pertuis nicht getrackt. Laut Komoot waren es 133 Kilometer.

Von den Wegen ist ein Euroradweg 8 erwähnenswert, der über einen ehemaligen Bahndamm führte, durch enge Hohlwege und Tunnels. In einem Tunnel bei Arjoles musste ich nach wenigen Metern stehenbleiben. Es war stockdunkel. Es fehlte der Straßenbelag. Ich fummelte aus meiner Satteltasche Licht. Links in einer Aussparung in der Wand meinte ich jemanden stehen zu sehen. Er bewegte sich. Die Aussparung war irgendwie eingefasst mit einem Bogen – wie für das Aufstellen einer Statue. Ich machte das Licht an. Ein Mann sprang wie ein Orakel aus der Wand und meinte, es sei besser mit Licht zu fahren. – Ja, das hab ich auch gemerkt. „Bonjour“, sagte ich nur. Vor allem machte mir der Boden Sorge. Ich hatte eher das Gefühl, in einen alten Stollen gefahren zu sein. Der Tunnel war zum Glück nur kurz. Von dieser Sorte kam noch einer, aber ohne Orakel.

Um acht Uhr erreichte ich Pertuis. Der kräftige Gegenwind hatte etwas nachgelassen. Ich hätte mich gerne im benachbarten in Aix-en-Provence einquartiert, aber die Zimmerpreise waren unbezahlbar. In Pertuis hatten alle Läden bereits geschlossen. Ich fuhr noch nicht zum Quartier, sondern noch in die Stadt hinein, um Käse zu finden. Das Trottoir war aber schon hochgeklappt, keine Leute auf den Wegen, keine Läden geöffnet, nur eine Pizzeria. Ich fuhr zum Rathaus. Die Ecke war etwas belebter, eine Bar, ein Restaurant, ein Kebab, aber kein Käse. Schließlich fand ich noch einen Spätverkauf, der aber nur noch Butter hatte. Ich wollte mein restliches Baguette verzehren und hatte keine Lust auf Pizza und wollte mich im Restaurant nicht ungeduscht festsitzen. – Manchmal macht man es sich selbst zu kompliziert. Morgen gehe ich provençalisch Essen. Bestimmt.

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