Tag 15: Danzig-Leba

Die letzten Kilometer nach Leba: unwegsames Gelände, ungeeignet für Radfahrer.

Der Weg in das Seebad Leba war hart erkämpft. Dabei waren 112 Kilometer von den 127 sehr gut zu fahren. Bei Sonne und blauem Himmel fuhr ich über Sopot und Gdynia die Küste hoch bis ganz nach Norden. Ich hatte mich für den längeren und schöneren Weg am Meer entschieden. Ich kam an kleinen Bootshäften vorbei. Im Wasser schaukelten die Jollen, während mein Blick über die schwarze Ostsee schweifte. Der leichte Wind aus Nordost kam mir zu Hilfe, als ich bei Wladyslawowo nach Westen abbog. Auf einem herrlich asphaltierten Radfernweg surrte ich mit dem Wind im Rücken wie ein Aufziehmännchen durch die Landschaft. Ein gutes Stück des Wegs führte mich schließlich durch die Küstenwälder, in denen manchmal das Rauschen der Brandung zu hören war.

Radeln im Schatten der Dünen, die Brandung im Ohr.

Nach einer kurzen Trinkpause gegen halbacht in einem kleinen Ort mit Saison-Fastfoodrestaurants wähnte ich mich noch pünktlich im Hotel einzuchecken. Ich hatte 19-20 Uhr als Ankunftszeit angegeben. Ich wechselte die Sonnenbrille gegen die für ohne Sonne und trat in die Pedalen. Hinter einer Wegbiegung lag ein riesiger Berg Kalk. Ich dachte an Kalk, weil der Megahaufen so hell war. Bei näherem Hinsehen war es weißer, feiner Sand. Erste Ausläufer der berühmten Wanderdünen von Leba. – Im Schatten der Dünen arbeitete ich mich weiter in den Wald vor, Leba in greifbarer Nähe. Der Weg wurde immer wilder, schmaler, ich blieb immer wieder im Sand stecken. Dann lagen Bäume quer über dem Pfad. Ich musste das Rad immer wieder schieben und über Hindernisse tragen. Vor allem machten die vielen Baumwurzeln das Fahren zu einer holprigen Angelegenheit. Der Helm schützte mich vor Geäst von oben, das mir immer mal wieder entgegenpeitschte. Inzwischen war es dunkel geworden.

Blick auf die Ostsee bei Puck, nördlich von Gdynia.

Da klimperte es plötzlich am Hinterrad. Das klang verdächtig nach einem Speichenbruch. Es konnte auch ein Zweig sein, der sich verfangen hatte und das Rad zum Singen brachte. Ich hielt an, konnte aber bei dem restlichen Tageslicht nichts erkennen. Das rhythmische Klimpern, während ich fuhr, nahm ab und wieder zu. Dann stand ich plötzlich an einem See mit einem Steg. Der See war wegen des hohen Schilfes in seiner Größe nicht auszumachen. Ich schaute auf das Navi und kehrte um, bis ich nach 20 Metern den richtigen Pfad wieder fand. Die Tour über Stock und Stein ging weiter, mal durch Morast, dann über steile Huckel, um querliegende Bäume zu umfahren. Ich musste etwas in Schwung bleiben, damit das Licht, vom Nabendynamo gespeist, mir die jeweils nächsten Meter des Weges offenbarte. Als ich endlich die ersten Häuser von Leba erreichte, war ich erleichtert und das Klimpern in meinem Hinterrad war weg. Mit einer halben Stunde Verspätung erreichte ich mein Quartier.

Hafen von Gdynia.

Die Schüler habe ich heute nicht vor die Kamera bekommen. Als ich kapierte, dass heute der erste Schultag ist (eigentlich der 1. September, aber da war ja noch Wochenende), war es schon zu spät mit den Motiven. In Gdynia standen sie an Bushaltestellen oder stiegen gerade aus Bussen aus. Sie kamen sie offensichtlich gerade aus der Schule, denn es war Mittagszeit. Die Jungen steckten in Anzügen, dunkelblau oder schwarz, mit weißem Hemd. Die Mädchen trugen dunkelblaue oder schwarze Hosen oder Röcke und weiße Oberteile.

Bei mir ist morgen Ruhetag, Zeit zur Regeneration. Am Meer.

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