Freitag, 1. September. Heute war es wieder richtig warm, 30 Grad. Ich war am Tagesende etwas fertig auf der Rille. Das lag wohl auch an den teilweise anstrengenden Wegen mit rundem Flusskies. Oder Radwegen mit eingebauter Bremse: Schranken an zahlreichen Kreuzungen. Vielleicht hätte ich auch außer Obst noch etwas essen sollen, aber ich hatte keinen rechten Hunger.
Die Region ist von der Landwirtschaft geprägt. Durch die Landschaft ziehen sich Bewässerungskanäle. Es wird viel Obst und Gemüse angebaut. Die Händler an der Straße werben mit Bio und regionaler Produktion. Es gibt viele gut ausgebaute Radwege und gut zu befahrene Nebenstraßen. Manche Passagen waren nur für Mountainbiker geeignet. Ich hatte bei Komoot für die Routenplanung extra schon „Rennrad“ eingestellt. Das schützt aber auch nicht vor schwierigen Wegen.
Ich bin am Ende meiner Sommertour durch die Alpen angelangt. Am Ende wurden es weniger Alpen als geplant – wegen der Unwetter. Dafür gab es einen sehr sonnigen Abschluss durch die Provence. Wer hätte das gedacht. Ich hatte gestern ja gesagt, dass ich heute provençalisch Essen will, da die Qualität meiner Selbstversorgung stark abgenommen hatte. Heute bin ich im Bistro Marius eingekehrt. Beim Nachtisch hat meine Kamera versagt… Das Lokal am Bahnhof von Orange und das angeschlossene Hotel dient mir gleichzeitig als Herberge.
Morgen bewege ich mich mit dem Regionalzug TER wieder Richtung Stuttgart. Die TER sind in regionalen Verbünden organisiert. Bis Straßburg bekomme ich keine Verbindung, auch nicht am Automaten im Bahnhof. Also werde ich mich erst einmal nach Lyon und weiter nach Dijon durchschlagen. Der Rest wird sich zeigen.
Macron war heute auch in Orange, verrät die Lokalzeitung bei einer Cola in Cheval Blanc (so heißt der Ort wirklich)Weinhandel in Châteaurenard – VorderseiteWeinhandel – Rückseite mit WeintanksVorspeiseVilleneufRadweg-Barriere: Wer denkt sie soetwas aus?Pfirsich-PauseCheveaux blancsRömisches Theater in OrangeOrangeObsthändler Père Ernest – in fünfter Generation, ein typischer Betrieb in der Gegend.Markt in PertuisHauptgangKürbisfeldFeigenbaumDisteln und WeinDieser Radweg ist nur etwas für Mountainbiker.Radweg für Mounties.Speisekarte im Bistro MariusBewässerungskanalBistrot MariusAvignonSur le pont d’Avignon…Gasse in Avignon
Donnerstag, 31. August. Mein Wahoo-Navi machte heute Probleme. Ich war kurz davor auf Plan B umzusteigen, eine Analog-Karte von der Tanke. Dazu kam es aber glücklicherweise nicht.
Im Hotel in Saint-Raphaël hatte ich nur 3G und arbeitete vor allem mit dem WLAN des Hauses. Der Empfang war auch nicht sehr gut. Gestern Abend schien das Navi „eingeforen“ zu sein. Ich startete neu. Bis auf grün blinkende LED passierte aber nichts. Ich schlug im Handbuch nach, wie ein Reset funktioniert und setzte das Gerät zurück. Es startete wieder, ich bekam aber keine Provence-Karte geladen. Ich hatte das in Italien vergessen vorzubereiten und war gestern ohne Karte, nur mit der Wegführung gefahren. Das fühlt sich nicht gut an, wie eine Blindfahrt. Meine Hoffnung war nun, dass ich über mein Mobilfunk-Netz mit besseren Empfang am Stand die Karte laden könnte. Das funktionierte aber auch nicht. Ich beschloss, mich wie gestern nur mit den schwarzen Pfeilen auf dem Display navigieren zu lassen. Schließlich war es schon halbzwölf als ich nach Pertuis aufbrach.
Die Etappe führte mich heute durch die so genannte „Grüne Provence“, den Luberon, vorbei an vielen Weingütern, den Chateaux. In Lorgues startete das Navi neu und stellte das Tracking wieder her. Ich musste die Route neu laden und versuchte es noch einmal mit dem Laden der Provence-Karte. Ich fuhr zu einem Supermarkt und machte erst einmal Mittagspause. Ich war dehydriert. Nach der Pause war die Straßenkarte geladen. Es konnte weitergehen. Allerdings hat das Gerät die Route von Lorgues nach Pertuis nicht getrackt. Laut Komoot waren es 133 Kilometer.
Von den Wegen ist ein Euroradweg 8 erwähnenswert, der über einen ehemaligen Bahndamm führte, durch enge Hohlwege und Tunnels. In einem Tunnel bei Arjoles musste ich nach wenigen Metern stehenbleiben. Es war stockdunkel. Es fehlte der Straßenbelag. Ich fummelte aus meiner Satteltasche Licht. Links in einer Aussparung in der Wand meinte ich jemanden stehen zu sehen. Er bewegte sich. Die Aussparung war irgendwie eingefasst mit einem Bogen – wie für das Aufstellen einer Statue. Ich machte das Licht an. Ein Mann sprang wie ein Orakel aus der Wand und meinte, es sei besser mit Licht zu fahren. – Ja, das hab ich auch gemerkt. „Bonjour“, sagte ich nur. Vor allem machte mir der Boden Sorge. Ich hatte eher das Gefühl, in einen alten Stollen gefahren zu sein. Der Tunnel war zum Glück nur kurz. Von dieser Sorte kam noch einer, aber ohne Orakel.
Um acht Uhr erreichte ich Pertuis. Der kräftige Gegenwind hatte etwas nachgelassen. Ich hätte mich gerne im benachbarten in Aix-en-Provence einquartiert, aber die Zimmerpreise waren unbezahlbar. In Pertuis hatten alle Läden bereits geschlossen. Ich fuhr noch nicht zum Quartier, sondern noch in die Stadt hinein, um Käse zu finden. Das Trottoir war aber schon hochgeklappt, keine Leute auf den Wegen, keine Läden geöffnet, nur eine Pizzeria. Ich fuhr zum Rathaus. Die Ecke war etwas belebter, eine Bar, ein Restaurant, ein Kebab, aber kein Käse. Schließlich fand ich noch einen Spätverkauf, der aber nur noch Butter hatte. Ich wollte mein restliches Baguette verzehren und hatte keine Lust auf Pizza und wollte mich im Restaurant nicht ungeduscht festsitzen. – Manchmal macht man es sich selbst zu kompliziert. Morgen gehe ich provençalisch Essen. Bestimmt.
Bei der Yacht Luisa muss der Teppich mal geklopft werden.Weinbau im LuberonDas Navi zickt herum.Merkwürdig düstere Tunnel auf einer ehemaligen Bahnstrecke.Tartelette à fraise – das Erdbeertörtchen kam gerade recht, um die letzten Kilometer gut gestärkt zu fahren.LorguesAu revoir Côte d’Azur.Olivenhain mit Palmen bei RoquebrunKräftezehrender Kiesweg bei RiansChateau la Pregentiere: Für die angebotene Verkostung im Weinkeller hatte ich heute leider keine Zeit.Die Bäckerei Banette in Barjols beliefert auch die Tour de France. Deshalb fuhr sich das gleich besser, nach dem Erdbeertörtchen und den drei Oranginas.