Zweite Etappe: Neu-Ulm-Ingolstadt

137 Kilometer :: 6:50 Stunden :: 1.170 Höhenmeter

Mit den beiden großen Gepäcktaschen führe ich 10,2 Kilo Gepäck mit. Es kommen noch zwei kleine Plastikwasserflaschen dazu. Also plus ein Kilo. Ich habe nämlich meine zweite Rad-Wasserflasche, die in die Halterung am Rahmen passt, nicht dabei. Ich muss sie irgendwo liegen lassen haben. Zweites Manko: Mein Mikro-USB-Ladekabel für die Powerbank hat es auch nicht ins Reisegepäck geschafft – oder ich habe es aus Versehen abgeworfen. Dumm auch, dass man die Powerbank mit Mikro-USB aufladen muss, während das Mobiltelefon Mini oder jedenfalls was anderes haben will. Da ich das Handy als Navi nutze, brauche ich nach ein paar Stunden Strom, wenn der Akku zur Neige geht. Mit anderen Worten: Ich muss das Handy in der Mittagspause aufladen, was Zeit kostet. Und morgen in Ingolstadt mal einkaufen.

Der Tag begann sonnig, aber mit Gegenwind aus Nordost, der mich etwas nervte. Mein Lieblingsschild an der Donau warnte vor „kopflosen Kanufahrern“. Auf dem dreieckigen Schild mit breitem roten Rad war ein Männlein zu sehen, dessen Kopf in einem Kanu steckte, dass er mit beiden Händen über sich trug. Die Wege an der Donau waren schön, sind aber keine Rennstrecken. Der Belag bestand in der Regel aus weißem Kalkstein-Kies. An der Donau sind bis nach Ingolstadt keine Wege durchgängig zu fahren, sei es, weil es die Auenlandschaft mit den verzweigten Donauarmen es nicht zulässt, sei es, weil größere Umwege zu nehmen wären, die ich mir sparen wollte.

Über Günzburg, vorbei am Atomkraftwerk Grundremmingen, Gundelfingen und Dillingen erreichte ich am Mittag Höchstädt, wo ich bei der Bäckereikette Ihl einkehrte, um mein Handy zu laden und Erdbeerkuchen zu essen. Das mit dem Kuchen in der Radlerpause habe ich von Kollege Jens. Die Kohlehydrate stehen für die weitere Radtour dann schnell zur Verfügung. Wirkt. – Zwischendurch war es etwas kühl geworden, aber die Wolken hatten sich zum Glück wieder verzogen. Leider gab die Steckdose nicht genug Strom her, jedenfalls dauerte es gefühlt eine Ewigkeit, bis ich mal 70 Prozent geladen hatte.

In Donauwörth haben sie Hubschrauber im Kreisverkehr. Grund: Hier ist Airbus Helicopters angesiedelt. Ich hatte mich schon gewundert, warum es in der Gegend ständig größere Flughäfen gibt. Strauß hat mit seiner Industriepolitik Bayern bis heute nachhaltig geprägt. Großindustrie plus Konservatismus. – Und so fährt man durch idyllische Städtchen und Dörfer, in denen es nach Mist stinkt, während sich Airbus-Helicopter und Bundeswehr-Kampfbomber am Himmel abwechseln. Airbus Helicopters wirkt beeindruckend modern und groß. Das Türschild verrät, dass auch die Bundeswehr in der Firma ihren Platz hat. Sehr praktisch. Man nennt es den militärisch-industriellen Komplex.

Nach Neuburg führten die gut asphaltierten Wege über ein paar steilere Anstiege. Am Ortseingang gab es einen schönen Blick auf das Schloss. Ich wollte ein Foto machen, was auch klappte. Aber Komoot machte wegen des niedrigen Akkustandes schluss und ich musste die Tagesetappe vorzeitig speichern. Am Schloss gab es eine kleine Pizzeria mit Steckdose, sodass ich für das letzte Stück das Handy nochmal laden konnte. Ich trank eine Apfelsinenbrause und fuhr die letzten 20 Kilometer in der untergehenden Sonne nach Ingolstadt. Mein linkes Bein zwickt etwas. Fühlt sich an wie eine Mischung aus Krampf und blauer Fleck. Das Abendessen: 1,25 alte Brötchen, 120 Gramm Schwarzwälder Landjäger (gut für die Elektrolyte) und eine Cola (gut für den Zuckerhaushalt).

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