Am späten Vormittag war in Waren ständig das Martinshorn zu hören. Ich sah entfernt eine Feuerwehr, dann noch eine – bis ich kapierte, dass das ganze auf eine große Party hinauslaufen sollte. Aus der ganzen Gegend waren Wehren zusammengekommen, moderne Löschzüge und DDR-Nostalgie. Der Bohei zog massenweise Leute an, sodass ich froh war, das schöne Städtchen bald hinter mir zu lassen.
Die Route führte mich an Badeseen mit Pensionen und Campingplätzen vorbei. Es folgten Waldgebiete, ein paar Felder und das Wisent-Reservat Damerower Werder bei Jabel am Kölpin-See. Zwischen Krakow am See und Güstrow legte ich eine Trinkpause ein. Ich hatte beschlossen, Güstrow mitzunehmen, obwohl dies 10 Kilometer Umweg bedeutete. Zum einen interessierte mich die Barlach-Stadt, zum anderen suchte ich eine Möglichkeit für eine Mittagspause mit Eis. Die Alternativ-Route wäre über den Flughafen Rostock-Laage gegangen.
Güstrow überraschte mich mit dem großen Schloss. In der Gertrudenkapelle steht Barlachs „Lesender Klosterschüler“, der in Alfred Anderschs Roman „Sansibar oder der letzte Grund“ eine prominente Rolle spielt. In der Innenstadt hatten ein paar wenige Läden, Cafés und Schnellrestaurants geöffnet, ansonsten war nichts los. Am Markt aß ich das geplante Eis.
Der Südwind trug mich rasch Richtung Norden. Fünf Uhr erreichte ich Rostock. Ich quartierte mich im Altstadt-Hotel ein und fuhr mit der S-Bahn nach Warnemünde, um den Sonnenuntergang an der Ostsee zu verbringen. Auf der Hauptfressmeile Richtung Mole waren viele Leute unterwegs. Mit dem letzten Abendlicht stach ein Kreuzfahrtschiff in See, nicht ohne bei der Ausfahrt aus dem Hafen noch ordentlich zu hupen.
Ich machte einen Strandspaziergang, machte ein paar Dehnübungen und aß Fish & Chips. Hoffentlich hält sich das Wetter bis Boltenhagen.