SR21-16 Bozen-Rabenstein (Corvara)

In der Nacht hatte es Gewitter gegeben. Die Luft war kalt und feucht. Deshalb sind meine Sachen, die ich gewaschen hatte, über Nacht nicht trocken geworden. Im Kolpinghaus in Bozen, in dem ich untergekommen war, gab es sehr gutes Frühstück. Gute Voraussetzungen also für eine Bergetappe. Als ich aufbrach schien die Sonne und hatte die Straßen bereits getrocknet und nur ein paar Pfützen zurückgelassen.

Ich fuhr zunächst ins nahegelegene Meran. Der Schnellradweg war von vielen Urlaubern bevölkert, Familien mit kleinen Kindern, Paare mit Hundeanhänger, auch viele ältere Leute. Die meisten, auch junge Leute, waren mit Strom unterwegs und fuhren aus den Bergen heraus, also in der mir entgegengesetzten Richtung.

In Meeran machte ich Mittagspause und trocknete meine Wäsche, aß Eis, verproviantierte mich für die Berge mit süßen Snacks und trödelte etwas herum. Am frühen Nachmittag brach ich ins Passeiertal auf. Auch hier wird, wie weiter unten an der Etsch, viel Obst angebaut, vor allem Äpfel. In der Gegend ist man auf Radtourismus eingestellt, von der Beschilderung angefangen, den Radwegen bis hin zu Übernachtungsmöglichkeiten.

Die Passstraße beginnt in St. Leonhard (San Leonardo). Auf einem Schild sind die Öffnungszeiten vermerkt und ob der Pass überhaupt geöffnet hat. Alternativ kann man sich im Ort noch entscheiden, ob man den Jauferpass nimmt (2.094 Meter) oder doch das höhere Timmelsjoch.

Seit ein paar Tagen war immer wieder ein auffrischender Wind aus nördlichen Richtungen zu spüren. So auch heute im Passeiertal. Auf der Passstraße wurde es im Schatten der Berge und aufgrund der Höhe immer kälter. Die Steigungen hinter Moos in Passeier forderten von mir alle Kräfte. Ich musste Pausen einlegen. Nach Rabenstein musste ich sechs Kehren wieder runter, höchste Zeit bei dem Wind meine neue Regenjacke einzuweihen. Die letzten paar hundert Meter zum Gasthof Traunsberg hoch konnte ich nicht mehr fahren. Ich war unterzuckert und musste noch einen süßen Riegel vertilgen. Vielleicht waren die Anstiege auch ungeeignet.

Im Gasthof gab es dann auch gleich Abendessen, ein ausgezeichnetes Viergänge-Menü – genau das richtige, wenn man ausgehungert den Berg hochgekommen ist. Vorspeise: Vitello Tonnato, dann eine Kartoffelcrèmesuppe mit Trüffelöl, als Hauptgang ein Schnitzel mit Pilzrahmsoße und Reis und zum Dessert ein regionales Eis aus dem Vinschgau mit Früchten. „Wir unterstützen die lokalen Produzenten“, erklärte die Wirtin zum Eis. Während sie servierte, wirbelte ihr Mann in der Küche. Ich bediente mich vor allem auch noch am leckeren Brot, das am Büffet hergerichtet war. Das Essen und die heiße Dusche taten gut, ich spüre nichts mehr von den Halsschmerzen. Manchmal kann man beginnende Erkältungen bei Radtouren ausschwitzen. Mal schauen, wie es sich morgen früh anfühlt.

Ich plane für morgen bis Imst zu kommen. Das wäre ein guter Ausgangspunkt für den nächsten Alpenpass nach Deutschland rüber.

Aktuelle Fotos gibt es wieder in meiner Cloud: https://cloud.stefan-droessler.com/s/9AMwXX54fbTCYj6

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