SR20-4 Gorgier-Genf

Ich finde das Schweizer Französisch sympathisch. Statt quatre-vingt-dix (vier mal zwanzig plus zehn) sagt man hier einfach nonante (neuzig). Das leuchtet mir unmittelbar ein und hätte mir in der Schule einiges an Kopfzerbrechen erspart.

Heute lief das Rad viel leichter als gestern, obwohl ich mehr Höhenmeter zu fahren hatte. Es war deutlich kühler, bis 27 Grad, und es ging kaum Wind. Die Straßen waren wie leergefegt: Wochenende. In Gorgier gaben die Alphörner ein Morgenkonzert. Auf den ersten Kilometern gab es eine kleine Regenschauer, sonst hielt sich das Wetter gut. Am Nachmittag kam die Sonne immer stärker zum Vorschein. Zwischen dem Neuenburger See und dem Genfersee (Lac Léman, wie man hier sagt) lag die Klettertour, praktisch noch in der kühleren Tageshälfte. Die Abfahrt in den Großraum Lausanne war rasant. Die Straßen ließen das schnelle Fahren zu. Das hat mir bei den ersten Tagen oft gefehlt. Entweder ließen es die Wege nicht zu, die Kurven waren zu eng oder der Belag zu schlecht. Oder es gab Bremser, an denen ich nicht vorbei konnte. Heute konnte ich also die am Berg gespeicherte Energie mal voll wieder ausfahren und war recht bald am Genfersee. Ich besorgte bei Aldi Suisse Proviant (den Pferdeschinken ließ ich aus, obwohl ich schon neugierig war) und rastete in Morges am Hafen auf einer schattigen Bank. Neben mir hatten es sich zwei Senioren ebenfalls mit Klappstühlen und Weißwein aus der Kühlbox gut gehen lassen.

Nach Genf war viel Straße zu fahren. Allerdings habe ich die Schweiz bisher sehr radfreundlich erlebt. Man hat auch entlang großer Straßen immer eine gelb markierte Fahrradspur. So auch in den Städten und Ortschaften, wenn es nicht zu eng wird. Kurz vor Genf hielt ich an einer Bucht, um den Blick auf den See aufzusaugen. Ich lief eine Hafenmauer hinaus in den See, konnte aber Genf, das rechterhand lag, trotzdem nicht sehen. Jugendliche grillten Würstchen, sprangen abwechselnd ins Wasser und hörten Musik, bei der es mehr auf Lautstärke und Rhythmus ankam. Zum Glück keine Schlager.

Der Tag war geprägt durch immer wieder wechselnde Ausblicke auf die Seen und Berge auf der anderen Seite. War der Neuenburger See gestern noch türkis, so zeigte er sich heute morgen im dunklen blau-grau bei wolkenverhangenem Himmel. Der Genfersee war eher blau-grün. Ich war recht früh im Hotel, 19 Uhr. Ich spazierte 200 Meter die Rue des Alpes vom Hotel zum See hinunter, um das Abendlicht mit der Genfer Stadtkulisse auf mich wirken zu lassen. Das Beau Rivage war festlich erleuchtet. In meinem Zimmer gibt es aber keine Badewanne. Es kann also nichts passieren. – Ich besorgte im Spätverkauf am Eck noch Elektrolyte, da mein Durst seit gestern nicht verschwunden ist, obwohl ich an jedem Brunnen ordentlich trank. Ein Indiz dafür, dass mir immer noch Salz fehlt.

Fazit: 109 Kilometer, 800 Höhenmeter. Eine entspannte, wenig anspruchsvolle Etappe mit fast ganztägigem Seeblick.

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