SR20-06 Chambéry-Valence

Ich musste heute morgen nochmal den Schlauch vom Vorderrad wechseln. Der Ersatzschlauch, gekauft in Neu-Ulm bei der Donau-Radtour, hatte ein Loch. Vielleicht habe ich das beim Einbauen selbst verursacht. Das Frühstück sollte auf dem „chapon fin“ serviert werden, so ein Zettel an der Eingangstür. Das Lokal der Herberge im Erdgeschoss war geschlossen. Keiner da, um zu fragen. Da es Kaffee im Zimmer gab beschloss ich, in der Altstadt zu frühstücken. Ich kehrte in einer Bäckerei ein, aus deren Backstube es ganz herrlich duftete. Da mir die Berge bevorstanden, frühstückte ich einen ziemlich großen Keks mit Nutellafüllung, für die schnell verfügbare Energie, einen Croissant, weil ich in Frankreich bin und ein Baguettebrötchen mit Schafskäse. Ich glaube, es war dann schon nach 11 Uhr, als ich schließlich aufbrach.

Ich arbeitete mich bei moderater Steigung langsam in den Berg hinein. Mal blieb ich auf der Landstraße Richtung Grenoble im Tal, mal führte mich die Route auf gut asphaltierte Nebenstraßen weiter oben. Auf der linken Seite, also im Westen, ragten die Berge bis auf 2.000 Meter auf. Viele Baumgruppen schimmerten in einem frischen Grün. Von bräunlichen Spätsommerfarben oder von abgestorbenen Bäumen, die unter Trockenheit leiden, wie das im Südschwarzwald der Fall war, war hier nichts zu sehen. Höher als 700 Meter musste ich nicht klettern und hielt immer wieder inne, um zu schauen und Fotos zu machen.

Bei Les Echelles ging es durch einen Tunnel steil hinunter ins Departement de l’Isère. Ich hatte noch weitere Bergarbeit vor mir. Auf dem 588 Meter hohen Sattel musste ich mich mit Sonnencrème einreiben. Die Wolken hatten sich verzogen, ich hatte weniger Schatten und die Strahlung unseres Zentralgestirns hatte zugenommen. Bei Voreppe erreichte ich die Isère, die ich bin kurz vor dem Ziel nicht mehr verließ. Auf dem sehr gut ausgebauten Radweg waren alle möglichen Radler unterwegs. Meine Wasservorräte gingen zu Ende. Es gab zwar eine Radtourenraststätte, aber keine Brunnen und keine Ortsdurchfahrten. Bald führte mich die Route hinauf auf kleine Nebenstraßen oder asphaltierte Wirtschaftswege, von denen ich tief ins Tal der Isère schauen konnte, Canyon würden es die Amerikaner wohl nennen. Ich kam durch etliche Walnussbaumplantagen, mal bewässert, mal nicht bewässert. Die Grenobler Walnüsse haben wohl eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Stand irgendwo auf einem Schild. – Ich trank das letzte Wasser und überlegte, an einer Nuss-Bewässerungsanlage meine Flaschen zu füllen oder auf den entlegenen Gehöften Bauern zu suchen. Bei La Sône fand ich schließlich einen Brunnen.

Nach etlichen Stunden kam ich gegen 18 Uhr wieder in eine Ortschaft mit Läden: Bourg-de-Péage. Ich war bei den Hinweisschildern etwas irritiert und fragte mich, ob ich jetzt mit dem Rad auch Péage zahlen muss… Ich hatte keine Mittagspause gemacht, nur einen Müsli-Riegel unterwegs gegessen. Ich war hungrig, verproviantierte mich und aß schnell ein Brötchen. Die restlichen 20 Kilometer fuhr ich mit Rückenwind und immer sanft bergab nach Valence. Die Dame im Hotel bot mir ein größeres Bett ohne Aufpreis (57,90 Euro), das Rad konnte ich in der Tiefgarage einschließen, aber das mit der Frühstücksbox habe ich nicht verstanden (sie Mundschutz und Schnellsprecherin – ich Mundschutz und Leisesprecher). Ich wollte immer das Formular, dass sie mir gab, ausfüllen. Am Ende hab ich die Box direkt mitbekommen. Das Zimmer ist herrlich groß und hat auch einen Kühlschrank. So bin ich für morgen früh gleich ausgerüstet. Ich will nach Avignon. Das ist noch ein Stück weiter als heute, dafür aber alles flach.

Fazit: 136 Kilometer, 1130 Höhenmeter Aufstieg, 1300 Meter Abstieg. Einsame Gegenden, eine türkisblaue Isère, die sich in einem Canyon durch die Berglandschaft schlängelt. Wer diese Tour machen will: genug Wasser mitnehmen oder vielleicht am besten in Voreppe zu Mittag einkehren.

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