In der Nacht hatte es weiter geregnet, Donnergrollen war zu hören. Doch heute gab es den ganzen Tag Sonne pur. Ich hatte eigentlich mit weiteren Schauern gerechnet. Der Wind war deutlich aufgefrischt und kam aus südlichen Richtungen. Das Meer hatte kräftigen Wellengang. Es waren kaum Boote draußen. Die Badenden wagten sich ebenfalls kaum ins Wasser.
Mit dem Rückenwind sauste ich die ersten 20, 30 Kilometer an der Riviera entlang, durch Sanremo, San Stefano, San Lorenzo. Der außerordentlich gut ausgebaute Radweg, eine Rennstrecke, führte an den Bahnhöfen entlang, sodass ich die Namen der Orte sehen konnte, durch die ich fuhr. Wenn man nicht auf größeren Straßen unterwegs ist, fehlen einem oft die Ortsnamen. Mit außerordentlich gut ausgebaut meine ich die Rad- und Fußgängertunnel, die in der Mittagshitze eine willkommene Abkühlung darstellen. In einigen plätschert an den Wänden Wasser herunter. Der Streckenabschnitt war auch deshalb sehr gut zu fahren, weil man ihn sich nicht mit den Autos teilen musste. Lediglich die Sonntagsausflügler, Badegäste und Sonntagsrennfahrer musste man mit entsprechender Voraussicht begegnen.
Ich kam immer wieder dicht am Meer vorbei. Ich spürte die Gischt im Gesicht und die Brille beschlug mit einem mineralischem Film. Hinter den kleinen Hafenstädten ging es auf den Küstenstraßen bergauf. An den felsigen Steilküsten brachen sich die Wellen. Dann folgte immer eine angenehme Abfahrt bis an die Häfen und Strände. Das wiederholte sich bis Savona. Von weiter oben hatte ich immer eine gute Sicht auf die Buchten und Häfen. Ich hielt immer mal inne, um Fotos zu machen. Im Meer wechselten sich Flächen von Azurblau bis Tiefblau ab.
Ich ernährte mich von Eis und Weintrauben. Obwohl es nur bis 28 Grad warm wurde, war ich etwas müde. Ich hatte in der Gewitternacht nicht so gut geschlafen und legte deshalb zwei, drei Pausen auf der Strecke ein. Ich fand immer wieder Brunnen. An der letzten Wasserstelle hab ich wohl meinen Helm liegenlassen. Ich hatte nicht den Ehrgeiz zurückzufahren, zumal das Teil ein Billigfehlkauf war. In Genua oder Mailand werde ich mir einen neuen besorgen.
Als ich um sieben im Hotel in Savona ankam, zogen von den Bergen her Gewitterwolken auf. Ich war froh, nicht bis Genua geplant zu haben. Gewitter und Regen blieben aber aus. Ich werde morgen einen Badetag einlegen, um etwas Kräfte für die Rückfahrt zu sammeln.
Fazit: 114 Kilometer mit Rückenwind an der itailenischen Riviera. Den ganzen Tag am Meer, der weite Blick zum Horizont und zu den nahen Inseln. Ich habe noch das Rauschen der Wellen im Ohr.
Bei der Komoot-Aufzeichnung fehlt das Stück am Anfang von Ventimiglia bis Ospedaletti. Das Navi hatte sich immer abgeschaltet.