SR20-12 Savona – Genua

Im Hotel wurden heute morgen alle einzeln bedient. Entsprechend lang war die Schlange. 1,50 Meter Abstand war damit auch passé. Der Abstand zwischen der Serviererin und denen, die gerade bestellten, war drei Meter. Dafür hat sie die Bestellungen mit Mundschutznuscheln und Englisch gut verstanden. Die Aufzüge waren so blöd programmiert, dass sie die Eingaben nicht prioritär sondern immer das nächstbeste abarbeiteten. So kam ich natürlich nicht mehr in den 6. Stock zurück und benutzte das Treppenhaus. Oben angekommen, ab und zu den Mundschutz gelüftet, schnauf, kam ich nicht ins Zimmer hinein. Also wieder nach ganz unten zur Rezeption, Schlüssel entsperren lassen. Und wieder ganz hoch.

Ich habe aus Versehen eine abgelaufene Zweit-Kreditkarte mitgenommen und musste den Kreditrahmen für meine Erstkarte mit meinem eigenen Internet erst einmal erhöhen. Dann rief das Hotel in Genua an, das ich gebucht hatte. Es sei geschlossen, sie würden mich aber ebenfalls in der Altstadt in ein Vier-Sterne-Hotel upgraden, bräuchten aber meine E-Mail-Adresse. – Na gut, wenn’s sein muss. Vier Sterne klingt gut für 39 Euro. Dann noch schnell die E-Mail mit der neuen Adresse konfirmiert. – Bis man so loskommt. Zum Glück habe ich ja heute einen Badetag zur Erholung eingeplant, bevor es in die Berge geht, und muss nur die rund 50 Kilometer rüber nach Genua.

Es gab auf der Strecke wieder einige Fahrrad- und Fußgängertunnel. Einer war gesperrt. Ich weiß nicht mehr, ob ich mehr Auto- oder mehr Fahrradtunnel gefahren bin. Die gehören hier einfach zur Landschaft dazu. Man kann das Rücklicht gleich anlassen. Nach ein paar kleinen Buchten und vielen kleinen Badestränden kam ich in das Großstadtverkehrsgewirr. Die Straßen wurden schlechter, es gab Stau an Baustellen und Radwege waren nur noch teilweise vorhanden. Ich kaufte etwas zu essen und machte eine längere Mittagspause am Meer. Ich könnte stundenlang dem Meer bei der Arbeit zuschauen, wie sich die Wellen an den groben Steinen im Hafen brechen und sich die Farben im Spiel des Lichts verändern.

Genua zieht sich 35 Kilometer am Meer entlang. Die Ausbreitungsmöglichkeiten in die Berge sind begrenzt, hatte ich gestern noch gelesen. – Das Hotel liegt tatsächlich mitten in der Altstadt. Am Eingang gibt es eine elektronische Gesichtskontrolle, ob man seinen Mundschutz aufhat. Das habe ich gestern bei Conad, einem großen Supermarkt, auch gesehen. Dort starrte man kurz in die Kamera, sah sein eigenes Bild auf dem Display und es piepte grün, Eingang frei.

Als ich meine Badehose auspackte, fing es zu regnen an. Ich packte trotzdem die Badesachen ein. Regen schadet nicht, dachte ich. Als dann Gewittergrollen und Blitze dazukamen, packte ich die Sachen wieder aus und warf mir meine Regenjacke um. Ich gab am Empfang den Bestellzettel für’s Frühstück ab und lief im Regen durch die engen, dunklen Altstadtgassen. Ich wollte zum Porto Antico, doch der Regen wurde stärker. Meine Schuhe waren durchgeweicht. Ich besorgte Grana Padano, Pesto, Brot und Bier und schlappte in meinen nassen Schuhen zurück ins Hotel, Gesichtskontrolle und dann erst einmal Dusche. Für die nächsten Tage Tourplanung im Bett und morgen früh aufstehen. Ich muss morgen den Heimweg antreten und über den Apennin. Die Route sollte nicht über 700 Höhenmeter gehen, aber die Anstiege, die Komoot ausweist, machen mir noch etwas Kopfzerbrechen. Mehr als 15 Prozent sind mit meinem Gepäck und meinem Eigengewicht unrealistisch. 25 Prozent, 33 Prozent? Ich will ja nicht Bergsteigen. Also ist an der Routenplanung noch etwas Arbeit nötig. Außerdem: Wetterbericht, Wind, Unterkunft buchen… Das übliche.

Fazit: Ein Tag zum Durchschnaufen und Ausrollen (48 Kilometer).

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