SR21-09 Prato-Arezzo-Rigutino

Heute musste ich in Florenz dreimal den Schlauch vom Vorderrad wechseln. Ich kam deshalb erst am Nachmittag wirklich ins Fahren und war halbelf im Hotel in Rigutino, südlich von Arezzo. Ich hatte vorher gefragt, wann der letzte Check-in ist. Antwort: „Kommen Sie, wann Sie wollen.“ So etwas höre ich ja immer gerne.

Ich bin wegen des Orga-Krams mal wieder spät losgekommen. Ich hatte die Hotelbuchung auf heute morgen verschoben, weil ich bei den Angeboten gestern unentschlossen war. Es gab praktisch nichts bezahlbares an der Strecke nach Süden, die ich fahren wollte. Ab Montag sieht es schon wieder anders aus, da das Geschäft ja wochenweise funktioniert – für die, die früher buchen und länger bleiben, also die normalen Urlauber. Ich hatte Glück und fand tatsächlich ein billiges Zimmer in einem Vier-Sterne-Hotel, was mir schon etwas unwahrscheinlich vorkam. Aber man kann ja auch mal Glück haben.

Wer viel Glück hat, muss auch Pech haben, damit es in der eschatologischen Bilanz wieder stimmt. Beim Aufbruch überraschte mich Prato mit einem chinesischen Viertel, das ich hier nicht erwartet hätte. In den engen Straßen mit den vielen Läden herrschte geschäftiges Treiben. Händler brachten mit Sackkarren Waren, Kunden liefen kreuz und quer umher für Wochenendeinkäufe.

Ups, da habe ich mir etwas aufgepiekst.
Florenz
Fahrradreparatur mit Kneipenanschluss für die Kaltgetränke
Das wird so nichts mit dem Flicken.
Florenzer Lokal mit Kühldüsen

Am Standrand von Florenz piekte ich mir mit dem Vorderreifen einen Dorn auf, ein Gummi-Teil mit Stachel. Wer verliert so etwas?, dachte ich. Das Ding musste ich ja nun herausziehen. Es zischte kurz, dann: nichts. Ich fuhr weiter. Kurz vor dem Stadtzentrum gab der Reifen auf. Ich wechselte den Schlauch. Mit dem Abziehen des Reifens hatte ich schon etwas Mühe. Ihn aber wieder aufzuziehen war ein ziemliches Gezerre. Das Aufpumpen war auch nicht viel besser. Beim Abdrehen meines Pumpengewindes drehte sich das Innenteil des Prestaventils mit heraus und die Luft war wieder raus. Ich drehte also das Innenventil wieder rein, so fest es mit den Fingern ging. Eine Zange habe ich nicht dabei. Das Aufpumpen funktionierte. Ich verbrauchte in der Mittagshitze meinen Trinkproviant und fuhr weiter. An der nächsten Brücke war das Rad wieder platt. Ich schob bis zur nächsten Eisdiele und trank erst einmal wieder Wasser aus dem Kühlschrank. Die Temperaturen stiegen bis zum Nachmittag auf 39 Grad.

Pontesieve

Ich steuerte zwei Radläden an, um Schläuche zu kaufen, aber am Samstag war nichts zu machen. In einer Seitengasse mit einer Kneipe mit Außenlautsprecher wechselte ich wieder den Schlauch. Ich flickte den mit dem Dorn. Um das Loch zu finden, schüttete ich Wasser aus einer Trinkflasche auf den Schlauch und verteilte das Wasser mit den Händen. Es war Ruck Zuck verdunstet. Ich fand das Loch und flickte es. Allerdings war die Stelle ungünstig geriffelt und ich war nicht sicher, ob der Flicken hält. Ich pumpte auf. Die Musik der Kneipe gefiel mir ganz gut. Ich holte mir eine Cola, die dringend nötig war und fuhr Richtung Sehenswürdigkeiten, um noch etwas von Florenz mitzunehmen. Der Reifen war schon vor der ersten Brücke wieder platt.

An einer Bar, die nicht mehr in 1A-Lage war und bessere Getränkepreise verhieß, wechselte ich das dritte Mal den Schlauch und griff dafür in meine Reserve. Den Mantel hatte ich inzwischen weichgeknetet, sodass er sich besser Auf- und Abziehen ließ. Meine von den Reparaturen schwarzen Hände wusch ich mit dem heißen Wasser aus meinen Trinkflaschen. Da die Flaschen schwarz sind, heizen sie sich in der Sonne gut auf. Beim Fahren kommt nicht so viel Sonne an sie heran. Aber beim Parken des Rades hatte ich schönes Warmwasser produziert. Ich war dankbar für den Wassernachschub aus dem Kühlschrank der Bar für 1,20 Euro die kleine Flasche.

Der dritte Versuch, das Vorderrad zu reparieren, fruchtete. Es war aber auch klar, dass ich bei den noch 100 zu fahrenden Kilometern in die Dunkelheit kommen würde. Darauf war ich vorbereitet mit Licht und Powerbank. Das Navi hat immer noch genug Reserven und verbraucht Dank Flüssigkristallanzeige nicht viel. – In Pontassieve verproviantierte ich mich beim COOP mit Getränken, aß Weintrauben und eine Banane, um für die restliche Strecke genug Kraft zu haben. Weitere Trinkpausen an Bars waren nötig und ich behielt immer einen halben Liter Wasser als Reserve. Ein Viertelmond ging auf, der mir die Strecke in der beginnenden Nacht etwas erleuchtete. Phasenweise war es auf den einsameren Gehöften und im Wald stockdunkel. Hunde bellten mir hinterher. In den Büschen raschelte es und das Getier machte so allerlei Geräusche. Nachts zu fahren ist schon etwas speziell. Heute aber fand ich die nachlassende Hitze angenehm.

Kurz vor dem Ziel noch eine letzte Trinkpause.

Südlich von Arezzo hatte ich bei zwei direkt hintereinander verlaufenden Kreisverkehren mit einer Menge an abführenden Straßen, darunter auch ein Abzweig zur Autobahn, etwas Schwierigkeiten, die richtige Straße zu finden. Das wäre mir auch bei Sonnenschein so gegangen. Klebrig vom Schweiß und Dreck des Tages kam ich im Hotel an.

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