SR21-14 Verona-Riva del Garda

Die Stadt war voller Touristen. Schon gestern Abend war der Platz vor der Arena in Verona stark bevölkert. Wie in Rom so auch hier: Zwei Soldaten mit Maschinengewehren von der Esercito Italiano, dem italienischen Heer bewachten den Platz. Auf dem Geländewagen steht ESERCITO und irgendwo habe ich auch die Internetadresse gesehen, die zur Esercito-Seite vom Verteidigungsministerium führt: http://www.esercito.difesa.it.

Verona hat Charme und scheint ein Pilgerort für Verliebte zu sein. Vor der Casa di Giulietta stand bereits kurz nach 10 Uhr eine lange Schlange und wartete auf Einlass. Alles sehr romantisch. In der Nähe fand ich vor allem meinen Sportartikelgeschäft, in dem ich mir eine Regenjacke kaufte, um für die Berge gerüstet zu sein. Es kann in den nächsten Tagen Gewitterschauer geben. In den Bergen kann das Wetter ohnehin schnell umschlagen. Und auch wenn es nicht regnet, kann es sehr windig werden. Da hilft die Jacke ebenso.

An einer Radwerkstatt füllte ich mit einer Standpumpe Luft in meine Reifen nach. Die Druckanzeige kam mir etwas merkwürdig vor: Vorne hatte ich schon 5 Atmosphären, hinten lag der Wert bei 7. Bei 5 ist bei mir eigentlich Schluss. Ich füllte trotzdem etwas nach und ließ mich vom Gefühl und dem Augenschein meiner Reifen leiten. Ich musste natürlich in Verona auch immer Fotos machen. – Mit anderen Worten: Ich vertrödelte etwas Zeit in der schönen Stadt.

Das Navi führte mich auf einen Radweg zum Gardasee. Mittags wurde es wieder sehr heiß. Ich hatte mir die Westseite des Sees ausgewählt, damit ich mit dem Licht am Nachmittag und Abend auf den See schaue und die schöneren Fotos bekomme. Zwischen Desenzano del Garda und Salò ging es auch mal querfeldein in die Berge, um die Landzungen, die in den See reichen, abzukürzen. Ich machte in Fasano Pause, um Eis zu essen und zu verschnaufen. Ab hier wurde der See nach Norden hin immer schmaler, das andere Ufer war besser zu sehen. Ich musste mein Rücklicht anschalten und durch viele Tunnels fahren. Der Autoverkehr war lebhaft, was vor allem in den Tunnels nervt. In Limone wich ich von der Straße ab und folgte dem Navi.

Limone macht Werbung mit Limonen, bzw. Zitronen. Dabei stammt der Name des Ortes wohl ursprünglich vom römischen Limes. Limonen sind natürlich sympathischer als eine Grenze und diese Art von Identitätswechsel fällt leicht. Ich zwängte mich mit den anderen Touristen durch die engen Gassen. Ich kam auf einen schmalen Weg Richtung Norden, der steil auf und ab ging. Er mündete in einen mit Holzplanken belegten Brückenweg, der von außen an den Berg angeflanscht war, sodass man nicht mit den Autos in die Tunnels fahren musste. Dafür hatte man aber viele Fußgänger, die Selfies machten oder auf den See schauten, nur nicht auf Radfahrer. Ich kam langsam voran, aber das machte nichts. Zum einen genoss ich ebenfalls die Aussicht, machte Fotos und lag auch noch gut in der Zeit.

Am Ende des phänomenalen Limone-Wegs kam man bei einem Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs heraus. Ein Geländer war so gebaut, dass man als Fußgänger durch eine schmale Schleuse auf die Straße kam. Als Radfahrer kam man da nicht durch. Das gleiche Problem erkannte ein junger Radtourer, der mehr Gepäck dabei hatte als ich. Wir sprachen kurz Englisch, dann wechselte ich auf Deutsch, als ich merkte, dass das besser passt. Er wollte oberhalb von Riva del Garda an einem See sein Nachtlager aufschlagen. Mit dem Zelt ist er natürlich unabhängig und spart sich die Übernachtungskosten. „Dafür fehlt mir das Geld“, meinte er. Er kam vom Lago Maggiore und hielt sich bei seiner Tour an die Seen der Alpenregion.

Ich kehrte oberhalb von Riva in der Villa Moretti ein, ein tolles Haus mit Swimming Pool und einem herrlichen Garten mit Palmen. Die Praktikantin, eine dünne junge Frau, erklärte mir das Haus auf Deutsch – solange die Chefin noch im Garten beschäftigt war. Sie meinte, ich solle sie verbessern, was ich auch brav tat. Sie erklärte den Self Service. „Wie heißt das auf Deutsch?“ – „Selbstbedienung.“ – „Ah, Selbst-bedie-nung.“ Und so weiter. Sehr nett.

Aus Rabenstein, einem Ortsteil von Moos in Passeier, hatte sich der Wirt gemeldet. Es habe eine Überschneidung bei der Buchung gegeben und deshalb sei das Zimmer schon vergeben. Er könne mir aber ein Zimmer im Erdgeschoss ohne Balkon anbieten – zur Halbpension. Ich griff zu, zumal ich über ein Abendessen vor dem Aufstieg zum Timmelsjoch dankbar bin und mich nicht unterwegs irgendwo verproviantieren muss. Rabenstein liegt schon auf rund 1.400 Metern Höhe und es ist mir ganz recht, wenn es am nächsten Tag nur noch 1.000 Meter bis zur Passhöhe sind. Das lässt sich am Vormittag ganz gut machen. Theoretisch, denn ich kenne das Timmelsjoch ja noch nicht.

Morgen will ich erst einmal nach Bozen.

Aktuelle Fotos gibt es wieder in meiner Cloud: https://cloud.stefan-droessler.com/s/9AMwXX54fbTCYj6

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