Das Schaichtal im Schönbuch kannte ich noch nicht. Es steht unter Naturschutz und bietet Lebensraum für seltene Pflanzen und Tiere. Grund genug für einen Ausflug. Da es heute mit 27 Grad wieder hochsommerlich warm war, wollte ich das Wetter ausnutzen und mindestens 100 Kilometer fahren. Deshalb legte ich noch eine Kurve nach Westen über das Schloss Solitude ein und bog erst dann nach Süden durch den Glemswald in Richtung Schönbuch ab.
Ich hatte vergessen, dass mein erster Gang nicht geht. Den Botnanger Sattel lässt sich ganz gut mit dem zweiten oder dritten Gang fahren. Man muss ja aus dem Stuttgarter Kessel raus und ca. 200 Höhenmeter überwinden. Komoot führte mich quer durch Botnang über die Eltinger Steige auf den Oberen Kirchhaldenweg zum Schloss. Problem: die Steige und der fehlende erste Gang. Mit dem zweiten Gang kam ich die 14 Prozent (oder in der Spitze mehr) nicht hoch. Also schob ich ca. 100 Meter. Auch egal. Am Schloss Solitude war trotz des schönen Wetters nicht viel los. Mich interessierte nun der Weg durch den Wald Richtung Bärenpark und nach Büsnau hinunter als mögliche Laufstrecke. – Die weiten geraden Wege sind psychologisch nicht so günstig. Mehr Abwechslung wäre besser.
Auf dem Weg nach Süden nahm ich in Vaihingen die alte Panzerstraße, die zur Autobahn hochführt. Das breite Kopfsteinpflaster durch den Wald erinnerte mich an DDR-Landstraßen, auf denen es früher kaum Autoverkehr gab. Eine überraschende Zeitreise. Die Panzerstraße war allerdings schon immer für den normalen Autoverkehr gesperrt und dient heute als Teil des wunderbareren Radschnellwegs 1, der zur Böblinger Panzerkaserne führt und von den Soldaten gerne als Laufstrecke genutzt wird. Ab der A 8 ist der Weg asphaltiert (Römerstraße). Ich nutzte die Rennstrecke, von der es in der Region nicht viele gibt, um Tempo zu machen. In Weil im Schönbuch hielt ich bei einer Bäckerei, um Cola zu trinken. Hinter Dettenhausen, dem Nachbarort Richtung Osten, beginnt das Schaichtal. Das Gelände fällt leicht ab. Die Wege sind mit Split befestigt. Ich fuhr zügig durch das Tal, unterbrochen nur durch eine Fotopause an einem Weiher.
Nürtingen hatte ich eingeplant, um die Stadt zu sehen und beim Bäcker Kohlehydrate für den Rückweg zu vertilgen. Es war schon nach fünf, als ich rastete. Obwohl noch 40 Kilometer zu fahren waren, kam mir das schon wie der Heimweg vor, vielleicht, weil mir die Wege am Neckar ab Wendlingen sehr vertraut sind. Im Nürtinger Ortsteil Oberensingen, den ich querte, stehen die Reste einer Römischen Villa rustica. Wenn ich die Tour etwas gründlicher vorbereitet hätte, wäre ich da wohl noch vorbeigefahren. Überhaupt war heute viel Rom dabei. Wobei mir nicht klar ist, wie viel die Römer mit der Römerstraße wirklich zu tun hatten.