Von Behla an den Vierwaldstättersee

Dienstag, 22. August. Ich habe meine Schweizer Franken zu Hause liegen lassen. Von den Open-Access-Tagen in Bern im vergangenen Jahr waren noch Scheine übrig. Aber die werden auch nicht schlecht.

Wo beginnt eigentlich der Südschwarzwald und wo hört die Schwäbische Alb auf? Donaueschingen gehört schon zum Schwarzwald. Die Übergänge sind fließend. Bei Waldshut-Tiengen überquerte ich den Rhein nach Bad Zurzach. In der Mittagshitze musste ich mich den Berg bis zur Passhöhe hochkurbeln, schätzungsweise aber nur 150 Höhenmeter. Aus dem Schwarzwald heraus konnte ich am Vormittag ganz ordentlich hinuntersausen. Bis zum Vierwaldstättersee gab es nur einen Berg vor dem Rhein und den dahinter bei Bad Zurzach, sonst war das Gelände einfach zu fahren, bei der Hitze in der feuchten Luft aber trotzdem mühsam. Am Nachmittag war an den Tankstellen Anzeigen mit bis zu 37 Grad Celsius zu sehen.

Ich hatte wegen der Hitze keinen Hunger und machte deshalb erst nach 70 Kilometern in Lupfig bei Brugg Mittagspause. Ich aß Weintrauben und eine Banane mit etwas Brot. – Zu wenig. Ich kam nicht so richtig in die Gänge, die Beine machten zu. – Ich quälte mir deshalb einen ekligen süßen Riegel eines amerikanischen Konzerns in den Magen-Darm-Trakt. Danach wurde es besser.

Die Landstraße nach Luzern war viel befahren. Es gab immer wieder Radwege, mal rechts, mal links des Weges. Hinter dem Baldeggersee in Hochdorf machte ich einen Fehler. Vor mir radelte eine Frau und hielt an einem Zebrastreifen, als zeitgleich ein Auto in die Mündung zur Hauptstraße einbog. Jetzt war genug Platz, um über den Streifen zu fahren. Die Frau blieb aber stehen. Da ich damit gerechnet hatte, dass es weitergeht, hingen meine Füße noch in der Klickpedale fest. Die Hitze hatte meine Reaktionsfähigkeit wohl auch etwas verlangsamt. Normalerweise wäre das eine Situation, um ein Fuß schon einmal auszuklinken. – Ich kippte nach links um. Es gibt schlimmeres. Dieses Jahr hatte ich erst einen Umfall, und zwar auf der ersten Etappe zur BiblioCon, als ich auf einem schmalen Radweg wenden wollte. Der Radius war zu eng. Mit den Gepacktaschen hinten verhält sich das Rad auch nochmal anders…

Auf dem Weg war sowohl im Südschwarzwald als auch in der Schweiz viel Gewerbe zu sehen, Industriegebiete, Fabriken, Handwerk, Lebensmittelverarbeitung (Schwarzwälder Schinken mit einem beeindruckend großen Edelstahlwerk). Schon gestern auf der Schwäbischen Alb gab es viele Maschinenbau-Unternehmen, Schreiner und auch IT-Firmen. In Aldingen gab es gar ein Gründerzentrum. Entsprechend viel Verkehr ist auf den Straßen unterwegs.

In Stansstad am Vierwaldstättersee bin ich im Hotel Rössli untergekommen, nur einen Steinwurf weit vom See entfernt. Die Küche empfahl die frischen Egli-Filets, die ich dann auch genommen habe. Egli ist der Schweizer Begriff für Flussbarsch. Der Barsch lebt offenbar auch im See.

Meine Hand schmerzt etwas vom Sturz, eine Prellung. Aus der Garage holte ich vorhin noch Ibuprofen aus meiner Satteltasche. Es war dunkel. Ich glaube, es schläft jemand in den Untiefen der Garage und schnarcht schon. Ich gehe zum Schnarchen wieder nach oben.

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Von Degerloch nach Behla

Montag, 21. August. Heute ist Verspätung. Die Optikerin fräst ein neues Gewinde. Die Sonnenbrille sitzt wieder. Ist das Licht im Gepäck? Nochmal zurückfahren in die Wohnung. Die Radtaschen wieder auspacken. Das Licht ist in der Satteltasche. Mit dem Rad in die U-Bahn nach Degerloch. In der Mittagshitze auf dem Weg nach Süden. Die Sonne sticht. Kaum Schatten im Schönbuch.

Getränke kaufen in Tübingen. Die Sportuhr sagt: Geh es ruhiger an. Das Thermometer zeigt über 30 Grad im Schatten. Der Asphalt flimmert. In Hechingen ein Eis essen und Weizen trinken. Nochmal trinken in Balingen und Schömberg und auf dem Bihrenberg. Fünf Liter. Die Sonne geht unter. Die Donau liegt schwarz in der Dämmerung. Die Störche klappern. Die Hitze lässt nach. Der Schweiß kriecht klebrig über den Körper. Das Rad läuft über die Hügel. Die weiche Sommerluft kühlt. Das Wasser ist alle. Der Gasthof hat Weizen.

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