In der Nacht hatte es kräftige Gewitter gegeben. Am Morgen, beim Aufwachen, war es da: dieses vertraute Geräusch von Dauerregen. Kurz nach 7 Uhr waren wir die ersten Gäste am Frühstücksbüffet. Das Hotel wollte wissen, wann wir frühstücken, um die Gäste wegen der Corona-Kontakteinschränkungen zu entzerren. Alles war einzeln eingepackt: jedes Brötchen in einem Tütchen, Marmelade im Glastöpfchen mit Deckelchen, zwei Käsescheibchen auf einem Teller in Zellophan eingehüllt, das gleiche mit dem Schinken usw.
Die Räder hatten wir unter einem kleinen Dach im Hof des Hotels neben vielen anderen Rädern an Ständern zur Übernachtung angeschlossen. Nach dem Frühstück half mir Burkhard den Schlauch zu flicken. Ich hatte kein Flickzeug dabei, nur einen Ersatzschlauch. Der Regen hatte etwas nachgelassen. Trotz noch schmerzender rechter Hand war es ein gutes Gefühl, wieder losrollen zu können. Es tröpfelte kaum merklich – von Regen konnte keine Rede mehr sein. Geschwind fuhren wir an die Donau und folgten den Wegmarkierungen. Bis zum Kloster Weltenburg hatten wir viel asphaltiere Radwege, kleinere Landstraßen, aber auch Kiespiste auf dem Donau-Damm mit Pfützen und ein paar wenige schlechtere Wege durch den Wald. Immer wieder waren Hopfenfelder zu sehen, wenn uns die Strecke von der Donau ab durch schöne Dörfer führte, in denen kein Mensch auf der Straße war. Die Sonntagsruhe kam uns für die Tour zupass, da uns auch kaum Autos auf den Nebenstraßen begegneten.
Gegen 12 Uhr kamen wir im Kloster Weltenburg an. Wir kauften zwei Tickets für das Schiff in das rund sechs Kilometer entfernte Kelheim. Wir sparten uns dadurch schlechte, steile Wege über die Kalksteinfelsen. Die 100 Höhenmeter bereiten uns zwar keine Kopfschmerzen, aber Radtourer, denen wir am Kloster begegnet waren, hielten die Strecke mit unseren Rädern für ungeeignet. Also eher etwas für ein gutes Mountainbike. Im Kloster-Biergarten genehmigten wir uns eine Kartoffelsuppe, die etwas klein ausfiel, und natürlich das hausgemachte Hefeweizen – alkoholfrei, versteht sich. Der Rest der Speisekarte bestand aus Fleisch und Wurst und war nichts für unsere weiteren Radtourpläne.
Als wir wieder aufbrachen, setzte ein stärkerer Regen ein. Nebelschwaden hingen in den weißen Felsen an der Donau. Wir froren etwas. Im Schiff aßen wir unsere Brötchen, die wir uns im Altstadthotel in Ingolstadt noch schmieren durften. Währenddessen tönte das Erzählband aus den Lautsprechern. Die englische Stimme erzählte etwas von Piraten, die eine Höhle am Ufer genutzt hätten. Die deutsche Stimme wusste, dass sie schon in der Steinzeit bewohnt war, kannte aber keine Piraten.
In Kehlheim setzten wir bei Regen unsere Tour fort. Burkhards Schutzblech hält hinten deutlich mehr Dreck ab als mein Schmutzfänger. Da die Kieswege meist aus hellem Kalkstein gemacht sind und der Schlamm gräulich-weiß ist, waren meine Radtaschen, meine Schuhe, Beine, Strümpfe und große Teile des Rades entsprechend bespritzt. Der Regen ließ wieder nach und 10 Kilometer vor Regensburg kam sogar die Sonne durch. Gegen halbvier erreichten wir die Altstadt und machten am Dom an einer Eisdiele eine Pause. Ich esse das Eis normalerweise aus einer Tütchenwaffel. Die zwei Eiskugeln hatten aber irgendwie den Halt verloren und ich musste sie mit der linken Hand auffangen. Schleifspuren auf meinem Trikot und der Hose konnte ich noch schnell wegfingern und -lecken. Burkhard ging es ähnlich, was auf ein systemisches Problem der Eisdiele schließen lässt. Nachdem wir uns die klebrigen Hände gewaschen hatten, fuhren wir weiter nach Donaustauf, unserem heutigen Etappenziel.
Zwischen Kehlheim und Regensburg gab es schon einige Rennstrecken: gut asphaltierte breite Radwege. Auch nach Donaustauf ließ sich noch einmal ordentlich durchziehen, wobei ich bei Burkhard im Windschatten fuhr und das leichte, schnelle Vorankommen genoss. In Donaustauf quartierten wir uns um fünf Uhr für 99 Euro mit Frühstück in Forsters Posthotel ein, Fahrradabstellplatz und Upgrade auf ein Comfort-Zimmer inklusive. Ich hatte etwas Muskelkater und nahm von meinen Magnesium-Brausetabletten.