Die technischen Probleme mit meinem Navi halten an. Deshalb sind wir auch heute nur nach Analog-Karte und der lokalen Beschilderung gefahren. Hinter Bad Tölz verließen wir bald die Bundesstraße und folgten den Radwegen. Das war kräftezehrend. Die Sonne war inzwischen schon wieder intensiv. Die Beschilderung „Achtung! Schwerer Streckenabschnitt“ – oder so ähnlich, war wörtlich zu nehmen. Steile Kieswege und viel auf und ab, ein Gelände für Mountainbiker, aber nicht für Radtourer wie uns. Es wurde der Tag, an dem wir unerwartet oft das Rad schieben mussten. Über Waakirchen und Gmund am Tegernsee erreichten wir mit viel Verkehr und Baustellenstress den Schliersee. Wir machten eine Trinkpause, bevor es nach Bayrischzell ging.
Eine ältere Dame, der der Holzzaun gehörte, an dem unsere Räder lehnten, empfahl uns, ein Stück zurück zur Baustelle zu fahren und in einen Radweg nach Bayrischzell abzubiegen, statt die Hauptstraße zu nehmen. Gut, dass wir das nicht gemacht haben. Wir hätten viel Zeit im hügeligen Gelände verloren. Das ständige Auf und Ab kannten wir schon. Die wenig befahrene B 307 nach Bayrischzell erwies sich als Rennstrecke. Wir waren am Wendelstein im Mangfallgebirge angekommen. Wir rasteten im Café Huber bei einem Stück Kuchen, füllten unsere Wasserflaschen auf und brachen in der Mittagshitze zum über den Sudelpass zum Tatzelwurm auf. Der Tatzelwurm ist wohl in der Alpenregion ein Fabelwesen, hab ich gelernt. In unserem Fall bezeichnet der Tatzelwurm aber einen Wasserfall. Auf diesem Bild sieht man hinter Bayrischzell ganz gut die Passstraße: https://de.wikipedia.org/wiki/Bayrischzell#/media/Datei:Bayrischzell_wendelstein.jpg
Die Kletterpartie hinauf zur Passhöhe (1.123 Meter) war ein gerüttelt Maß Arbeit, aber der Ausblick auf das Sudelfeld war fantastisch. Wir beschlossen, nicht zum Tetzelwurm zu fahren, da unklar war, wie weit wir es wieder talwärts, abseits unserer geplanten Route haben würden. Stattdessen nahmen wir die Abfahrt nach Norden hinunter nach Brannenburg ins Inntal. Wir wechselten auf die rechte Innseite und bogen hinter Nüßdorf rechts nach Rossholzen ab. Der Anstieg war teilweise so steil, dass wir wieder schieben mussten. Landschaftlich traumhaft, Berge und Weiden so weit das Auge reicht, weidende Kühe, idyllische Höfe – und wir kräftig am Schnaufen. Über Törwang erreichten wir mit hängender Zunge unser Ziel Aschau und buchten uns im Gasthof Kampenwand ein. Ich war mit meinem Proviant leergefahren, Wasser alle, Snacks keine mehr. – Ich hatte nicht gedacht, dass die letzte Strecke des Tages nochmal so kräftezehrend werden würde. Aber dafür sind wir ja aufgebrochen: uns auszupowern.