4. Etappe: Aschau-Berchtesgaden-Bad Reichenhall

Was nervt beim Radfahren: Nasse Straßen, mit oder ohne Regen, und es kommt ein Lkw frontal im Gegenverkehr und bringt die Dusche mit. Platsch, alles ins Gesicht und überallhin – vermischt mit Straßendreck. Oder: Man schnauft am Berg und die weniger gut mit Abgasreinigung bestückten Autos geben ordentlich Vollgas. Auch lecker: Ein Stinker in Form eines Zweitakters. Das Ganze garniert mit Windstille. – Ich bin nicht sicher, wie gesund Radfahren wirklich ist.

Nun zur Tagesetappe heute: Unser Ziel war so Pi mal Daumen Berchtesgaden. In Aichau starteten wir bei wolkenverhangenem Himmel dreiviertelneun Richtung Chiemsee und warfen einen Blick rechterhand auf die Kampenwand. In Bernau bogen wir ein auf die B 305 und waren am späten Vormittag in Reit am Winkl. Auf der Strecke nach Ruhpolding setzte ein leichter Regen ein. In dem etwas abgeschiedenen Tal mit dem Weitsee gab es wenig verkehrt. Uns sprachen zwei bajuwarische Mountainbiker an. Wir fuhren in Zweierreihe. Ich konnte die Frage meines Nebenmanns gut verstehen, akustisch, aber mein bayerisch war nicht gut genug. Ich antwortete aus dem Kontext heraus woher wir kamen und wohin wir wollten. Dann die Frage, wie wir es mit den Unterkünften machen würden. Antwort: Hotel, wir sind auf Wellnessurlaub… Die beiden netten Radler bogen bald schon in einen Nebenweg ab. während wir auf der Straße weiter unsere Bahn zogen. Lustig fand ich das Hinweisschild, das auf die Furt eines Wildbachs aufmerksam machte. Tatsächlich kam die Furt. Das beachtliche Kiesbett (nicht der kleinkörnige Kies, größere runde Brocken) war ausgetrocknet und wurde nur durch die Straße unterbrochen.

Baustelle, mal wieder: Reit im Winkl wurde für uns dadurch noch winkeliger.
Gebirgsfluss auf dem Weg nach Reit im Winkl
Das Flüsschen hat seinen eigenen Pegel – und der ist gerade niedrig.

Nach Ruhpolding fuhren wir nicht hinein, um nicht unnötig Höhenmeter zu verlieren. Es folgte eine lange Strecke nach Bad Reichenhall. Eigentlich wollten wir unterwegs rasten, aber das Restaurant, an dem wir hielten, öffnete erst um fünf. Als wir in Bad Reichenhall ankamen, war es schon halbzwei. In einer Bäckerei kehrten wir draußen unter einem Vordach ein, als auch schon ein kräftiges Gewitter mit Platzregen einsetzte. Besser hätte man die Pause nicht planen können. Als der Regen aufhörte, kletterten wir hoch nach Berchtesgaden, ans Ende der Republik. Bald sah man schon das Watzmann-Massiv im Sonnenschein mit Bilderbuchwolken am Himmel – bayrisches blau-weißes Wetter. Nach Berchtesgaden ging es steil hinab. Wir kamen am viel zu großen Bahnhof heraus. Viel zu groß, weil ja Hitler am nahe gelegenen Obersalzberg seinen Hofstaat hatte.

Blick auf Ruhpolding

Burkhard erkundigte sich im Ort bei Radlern nach den Corona-Einreisebedingungen, um nach Salzburg zu kommen. Wir lasen dann beim Auswärtigen Amt noch einmal nach und verwarfen das Ziel Salzburg (gültiger PCR-Test, elektronische Anmeldung). Uns blieb also nur der Rückweg nach Bad Reichenhall, das wir gegen sechs Uhr erreichten. Wir folgten der „Hotelroute“, sahen aber erst am Rathaus eine Unterkunft, den Gasthof Bürgerbräu, ein großes Gemäuer. Die Rezeptionistin war gerade am Gehen. Mein Navi zeigt 128 Kilometer und 1.200 Höhenmeter an. Das reicht für heute.

Blick auf den Watzmann auf dem Weg nach Berchtesgaden
Der Watzmann in Berchtesgaden: links die Frau, rechts der Mann, in der Mitte die Kinder. Man muss diese Phantasie aber auch nicht haben.
Blick aus unserem Bürgerbräu-Fenster: Wandgemälde im Stil des sozialistischen Realismus
Am Marktplatz in Bad Reichenhall
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