Am Ende des Tages hatte ich 161 Kilometer auf dem Tacho. Die Tour nach Passau war nicht so intensiv wie die Bergetappen, aber dafür extensiv, d.h. weit. Was normal ist beim Radfahren: kein Sitzfleisch mehr zu haben, Durststecken – mental wie physisch, extreme Etappen und Unvorhergesehenes. Zum Sitzfleisch: Nach einer Woche wird das in der Regel besser, Sitzknochen, Haut und Bindegewebe haben sich dann geeinigt, wie sie es weiter machen wollen. Durststrecken: An Tagen, an denen man aus verschiedenen Gründen ein Fernziel ansteuert, das weiter entfernt liegt als normal, gönnt man sich weniger Pausen und versucht, möglichst viel Strecke zu machen und durchzuziehen. Es braucht dann entsprechende Willenskräfte, netto 7-8 Stunden auf dem Rad zu sitzen. So wie heute. Unvorhergesehenes: Meine Trinkflaschen stehen noch in Bad Reichenhall. Ich hatte sie zwar noch mit Wasser aufgefüllt, dann aber an der Hauswand, an der ich die Radtaschen an den Gepäckträger gehängt hatte, stehen lassen.
In Tittmoning hab ich mir eine Flasche bei einem Radhändler gekauft. Der war auf mein Begehren aber nicht gut vorbereitet und musste etwas kramen und fand dann eine Flasche, von der ich zuversichtlich war, dass sie in meine Halterung passt. Eine Cola-Aluflasche mit einem Verschluss, der mit dem Radfahren nichts zu tun hat. 14 Euro – nach Ausspülen und Putzen. Es machte dann keinen Sinn, noch nach einer zweiten Flasche zu fragen, aber der Händler war zumindest nett.
Die Sonne begleitete uns über weite Strecken. Burkhard wollte angesichts der weiten Tagesetappe erst in Simbach am Inn rasten, was mir auch recht war. Doch die Mittagspause haben wir verpasst. Stattdessen wollten wir in einem Hotelrestaurant außerhalb der Stadt einkehren. Das Lokal machte aber erst um 16 Uhr auf. Wir teilten uns ein Körnerbrötchen aus meinem Proviant und Studentenfutter aus Burkhard’s Fundus. Wasser aufzufüllen ging auch nicht, also tranken wir aus unseren Reserven und ließen noch für eine Trinkpause Wasser im Tank. Wir brachen gleich wieder auf. 100 Kilometer lagen bereits hinter uns. Das Gelände war weitestgehend flach, die Nebenstraßen gut asphaltiert, sodass wir schnell vorankamen. In Egglfingen tranken wir in einem Lokal Bier, füllten unsere Flaschen auf und verloren keine Zeit weiter, um das letzte Stück bis Passau in Angriff zu nehmen.
Wir ahnten nicht, dass die letzten 16 Kilometer so anstrengend werden würden. Es setzte Regen ein und die Berge waren steil. An einem Anstieg verließen uns die Kräfte. Burkhard fand in seinem unergründlichen Fundus noch Schokolade – ein wichtiger Energieschub, der bis Passau ausreichte. Der Radweg führte uns an der Donau ans Hotel „Wilder Mann“. Dort quartierten wir uns nach einem Corona-Test ein. Da war es dann schon um sieben. Halbneun waren wir aufgebrochen. Ein langer Tag, wir spüren es vor allem in den Beinen und werden gut schlafen.