4. Etappe: Chur-Locarno

So eine Passüberquerung habe ich auch noch nicht erlebt. Ich bin völlig alleine den San Bernardino hochgekurbelt, ganz oben kam mir ein Rennradler entgegen, aber sonst nix. Auch Autos und Motorräder waren kaum zu sehen. Ich hatte über weite Strecken den Pass für mich. In völliger Stille. Ein Traum.

Von Thusis geht eine lange Kletterpartie bis Splügen. Unterwegs traf ich einen Münchner, der sich sein Gravelbike selbst zusammengestellt hatte. Wegen der besseren Übersetzung hat er hinten einen Mountainbike-Zahnkranz verbaut. Er fragte mich in Splügen, als wir beim Volg (Supermarkt) rasteten, welche Übersetzung ich hätte. – Ähm, wusste ich mal, aber mein ganzes Blut arbeitet gerade in der Beinmuskulatur – für’s Hirn ist nichts übrig. Dachte ich, als ich schon weiter Richtung Nufenen und Hinterrhein war. Der Münchner wollte den Splügenpass machen und dann bald einkehren. Insgesamt hat er wohl nur ein paar Tage Zeit.

Mit Hafer- und Müsli-Riegeln, mit einer Mittagspause in Andeer mit Eis, Cola und Weintrauben und dem Wunderpulver von Jens bin ich heute gut über den Berg gekommen. So wie ich das Wunderpulver verstanden habe, ist es wohl Brausepulver, also Zucker mit Geschmack, plus Elektrolyte (Salz).

Bis Bellinzona war es eine grandiose Abfahrt. Im Tal, Richtung Lago Maggiore, war es auch später am Abend noch recht warm. Eine Apotheke zeigte 28 Grad. Das liebe ich ja. In warmer, weicher Sommerluft in den Abend hineinfahren. Dreiviertelzehn war ich im Hotel in Locarno.

Morgen fahre ich sicher nicht die 183 Kilometer nach Turin, sondern lasse es etwas ruhiger angehen. Es wird Zeit, dass ich nach Italien komme. Mein Telefon hat in der Schweiz kein Netz und das WLAN im Hotel funktioniert nur in der Lobby gut.



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